Die Etappe und die Fähre sind schnell besprochen. Die Nacht hatten wir in Heinola, auf dem sehr idyllisch auf einer Mini-Insel gelegenen Heinäsaari Camping verbracht. Danach nur Autobahn. Fähre 221 € inkl. Bike und Bett pro Person. Das hätten wir uns schlimmer vorgestellt.
Essen ist so lala. Fühstück ganz gut, aber Lunch und Dinner muß man nicht erlebt haben
und mit 17, bzw. 22€ dafür zu teuer.Sauna ist umsonst, aber Souvenirs sollte man vorher besorgt haben. Der Shop ist gelinde gesagt übersichtlich. Lieber in Inari oder Rovaniemi im Souvenir Mekka zuschlagen.
Die Internet- Verbindung ist so schnell, daß man mit den Infos auch einen Schwimmer vorschicken könnte, der diese an eine Postkutsche weitergibt. 56k Modem mit Narkolepsie. Grausam.
Unsere Versuche, uns am Ende der Tour nochmal zünftig zu besaufen, scheitern bisher kläglich. In Heinola extra 10 Dosen Bier mehr gekauft und den Restmetaxa rausgekramt. Wir nippten an unserem Bier wie eins dieser Klappermodelle von Heidi Klum an einem koffein-, kalorien-, geschmacks- und spaßfreien isotonischen Hipgetränk, gähnten, kratzten uns am Bauch und fielen nacheinander ins Bett wie Godzilla nach einer Ladung Raketen in den East River, nicht mal angeheitert. Gestern abend wurde es noch schlimmer. Wir haben es mit Cocktails versucht. Cocktails. Werbetexter, gefangen im Körper von lederbehosten Stinkebären. Was müssen wir für ein beknacktes Bild abgegeben haben mit unseren Schirmchen am Zuckerrand. Wenigstens war auch ein White Russian dabei. Lang lebe der Dude. Trotzdem schliefen wir auch gestern wieder lange bevor die Götter der Fahruntüchtigkeit Platz in unserem Gleichgewichtszentrum genommen hatten. Alte Männer in der Warteschleife, Bingoabend wir kommen !!
Helsinki. Mein Gott, wie weit war das entfernt. Angetrunken saßen wir bei Ingo
( damals konnten wir uns noch besaufen ) und unterhielten uns darüber, daß wir nur noch alte Geschichten erzählen. Wir redeten uns in Rage, daß das Leben zu kurz sei, um bis zum Schluß Geschichten aus Zeiten zu erzählen, in denen Spontaneität nicht nur daraus bestand, mal den Brunch in dem neuen Lokal zu versuchen, sondern in einer Zugfahrt nach Jugoslawien ( wie das früher noch hieß ).
Am Ende des Abends stand der Plan mit dem Motorrad zum Nordkap zu fahren. Beschwipste Männer, bar jeder Vorstellung wie sauweit das ist und wie saukalt es dort im Mai sein kann. Das war vor zwei Jahren. Na ja, spontan ist anders, aber im letzten Jahr kam uns halt die Geburt von Ingos und Melanies Sohn Tjark dazwischen. Jetzt fahren wir auf der Ostsee nach Hause. Man hat ja ohnehin das Gefühl, daß die Lebensgeschwindigkeit mit dem Älterwerden zunimmt, aber dieser Zeitraum verging im doppelten Eiltempo.
Helsinki. Am Fährterminal haben wir Uwe aus Berlin kennengelernt. Typ, sehr dynamischer Pensionär. Er bereiste Norwegen mit seiner Frau im Wohnmobil. Er erzählte uns, diese Tour hätte er auch gerne mal mit dem Motorrad gemacht gemacht. Aber nach einem Unfall war seine Frau die Sorge satt, was nur all zu verständlich ist. Im Anschluß an das Gespräch sind wir uns einig, daß Uwe wie ein sehr glücklicher Mensch wirkte, aber doch war Wehmut in seiner Stimme, vielleicht aufgrund des nicht eingegangenen Abenteuers. Wir wünschen Uwe und seiner Frau noch viele Reisen und Glück. Und das er vielleicht den Biker in sich nochmal rausholt, sei es auch auf einem 125er Roller. Dann hat seine Frau zwar wieder eine Sorge mehr, aber die Welt auch einen lachenden Zweiradfahrer mit Fliegen zwischen den Zähnen. Außerdem gibts auch Platz für eine Sozia. 🙂
Helsinki. 140 km waren es am Etappenstart, ein Klacks, trotzdem hielten wir dreimal an. Es war das Gefühl, sich von dem Haus zu verabschieden, in dem Mann gute gute Freunde zurücklässt. Man fährt langsam, winkt, hupt, dreht sich um, winkt, hupt nochmal, biegt um die Ecke und sagt:“ Jetzt können Sie uns nicht mehr sehen“ Um 18:55 Uhr konnte Finnland uns nicht mehr sehen.
Morgen kommt der letzte Tag.
Pension in Scharbeutz, Ankunft zwischen 17:00 Uhr und 19:00 Uhr.
Reifenwechsel übermorgen um 09:00 Uhr in Travemünde.
Wir werden berichten. Eure Griffheizer. gap