Nordkapp 2011

von André

Nordkap. Alkohol ist beizeiten ein schlechter Ratgeber. Als es gegen 02:30 Uhr in der Frühjahrsnacht 2009 ausgesprochen war, kannte die Begeisterung und Schaffenskraft keine Grenzen. Ich kann nur für mich sprechen, aber als ich am nächsten Morgen mit einem Hammerkater wach wurde und es mir einfiel war mein erster, ach was, einziger Gedanke: “ Ach Du Scheiße“

Aber von vorn: In der oben angesprochenen Nacht war es irgendwann wieder soweit. Männer sitzen zusammen und saufen sich einen an, da kommen zwangsläufig irgendwann die „alten Geschichten“ auf den Tisch.

Damals, als wir 1985 mit dem Zug nach Jugoslawien gefahren sind – Wer hatte noch die hässliche Schwedin ? – haha – Wenigstens wars eine Schwedin – Oder mit dem Mopped nach Lloret de Mar – Tausend Pannen und letztlich der Abschlepper – haha – Jaja unsere alten Heldentaten, jede Männergruppe, die sich schon länger kennt kann ein Lied davon singen. Frauen natürlich auch, aber die singen ja schon einstündige Lieder, wenn Sie ihrer Freundin erzählen, daß Waschmittel im Angebot war. – Das ist also was Anderes –

Uns wurde allerdings schmerzlich bewußt, daß wir bei unseren letzten Heldentaten, – die zu einer Geschichte wurden, welche bei jedem Erzählen besser wird – noch mit D – Mark bezahlt haben, wenn nicht gar eine vierstellige Postleitzahl hatten.

Da saßen wir nun, hatten längst angefangen Kurze zu saufen (“ Na gut, Einer“ ) und uns schoß ins Hirn, daß inzwischen eine Neun  beim Kegeln oder auf einer Fete bis 3 Uhr  durchhalten das Highlight des Jahres für uns sind.

Die Stimmung schlug um. Depression, Trauer, Frust, Midlife-Crisis wir sind Pantoffelhelden, oh Gott, die coolen Typen von denen wir uns immer erzählen hatten noch volles Haar und dafür leere Fettpolster, die hatten noch den Mut mit 200 Mark in der Tasche Sommerurlaub in Istrien zu machen und vor Allem – Das waren irgendwie nicht mehr wir !!

Unsere Geschichten waren alt.

Normalerweise geht ein Abend an der Stelle langsam zu Ende. Man denkt, na ja geht nicht anders, ist so, alles hat seine Zeit und verabschiedet sich ins Bett. Nicht an diesem Abend.

Ich weiß nicht, ob im Hintergrund ne alte Metallica lief oder „Gonna fly now“ aus Rocky aber wir redeten uns in Rage. Wir brauchen neue Geschichten ! Was sollen wir machen ? Weiberstemmen im Oberbayern auf Mallorca ?  Wandern im Taunus ? Fallschirmspringen ?  – Na komm ein Kümmerling geht noch !! – Motorradtour, ja das ist es, aber nicht so ein Sauerland – Minitrip, was geiles sollte es werden – Ja, einen nehm´ ich auch noch – Gibraltar, paah, kann doch jeder – Einen letzten noch aber dann ist Schluß – Nordkap ? – Das ist es !! Lautes Gegröle, Schulterklopfen, neuer Mut, wir coolen Säue, Nordkap wow, wir habens drauf, Mai 2010 gehts los…………  Cut.

Als mir am nächsten Morgen mein Sohn einen Playmobilpolizisten in die Nase steckte um mich zu wecken fiel es mir sofort wieder ein und ich rannte mit gehörigem Restalkohol zum Computer. Routenplaner auf. Gronau – Nordkap – Gronau : 6700 Kilometer.

Ach Du Scheiße.

Jetzt ist es vielleicht hilfreich zu wissen, daß wir von Motorradglobetrottern weit entfernt sind……. sehr weit. Nach einer 200 km Tour stöhnen wir uns durchaus gegenseitig voll, wie weh uns der Hintern tut. Wir hatten keine Ahnung, wie man sowas logistisch angeht und unser modernstes Motorrad ist von 2006. Aber irgendwie traute sich keiner einen Rückzieher zu machen und die Angelegenheit nahm Formen an.

Hineininterpreten mögen darin das letzte Aufbäumen vor der ersten Rücken -OP, oder dem ersten verstohlenen Blick in Richtung Viagra – Regal sehen. Wir sehen das genauso.

Allerdings gibt uns der Grund, warum wir von 2010 auf 2011 verschieben mussten etwas Hoffnung. Ingo wurde im Mai 2010 Vater. Seine Lebensgefährtin fand die Idee, die Geburt des Sohnes aus Hammerfest im Internet zu betrachten nur so Mittelsuper und wir verlegten die Sache um ein Jahr.

Heute ist der 20.02.2011 und in gut acht Wochen, zum 01.05.2011 ist die Fähre gebucht. Wir freuen uns alle wahnsinnig, doch beim Schreiben dieser Zeilen ist ein Gefühl immer noch das mit Abstand Stärkste:

“ Ach Du Scheiße  „

3 Kommentare bei „Nordkapp 2011“

  1. Jungs, ein geiler Text, eine geile Idee und ihr zieht das durch.
    Viel Glück und bis zum nächsten Saufabend bei Euch oder bei mir in Kölle.
    Grüße an den Don und Paten von Gronau,
    Euer Matze

  2. Hallo Leute

    Wünsch euch ne gute Fahrt. War letztes Jahr mit 3 Kollegen gegen Ende Mai 2010 auf Tour durch das südliche und mittlere Norwegen- 4 Tage(1700 km eine Ampel)am Stück mit Pässen von 1500-1600 Meter Höhe und mir ging zwei-dreimal der Arsch auf Grundeis. Minusgrade plötzlich -Schneeregen bis Eisregen und Gottseidank gute Straßenverhältnisse. Bremshebel und Kupplungshebel währen der Fahrt vereißt-Schneesturm und so weiter.
    Unvergessen und schön, aber auch waghalsig von uns.
    Wir haben immer unseren jeweiligen Vermieter( Holzhütte auf’m Camping) gefragt wie dein nächsten Stunden überm Tag wettermäßig sich entwickeln, das kann man in Norge teilweise nur für 1-2 Stunden einkalkulieren. das Land hatt unzählige Wetterstationen und keinen einzigen einheitlichen Wetterbericht. Ich spreche Norwegisch-aber mit Englisch schafft Ihr das auch und manche sprechen sogar Deutsch.
    Nehmt genug Bargeld mit , falls Ihr zum Arzt mal müsst und viele Tankstellen kann mann direkt an der Zapfsäule mit Checkkarte bezahlen.

    Kommt Gesund wieder – Große Fahrt Super Abenteuer was Ihr da macht.

    Ach ja unsere Mopeten von Harley 60 er Jahre über Bmw 800 , XJR 1200 und V-max waren alle aelter als 15 Jahre, Pannen hatten wir nur kleine und alles reparabel. Toi Toi Toi

    alles Gute

    Gruss

  3. Hallo zusammen, komme aus Epe fahre eine 1200 GS bin im GS Forum auf Eure Seite gestoßen. Respekt immer noch mein Traum, wollte im July 2009 rauf, aber kommt alles anders als man Denkt heute ist mein Sohn 18 Monate ( eine noch geilere Sache) also plane ich für die nächsten Jahre. Werde Eure Reise beobachte, Viel Spaß. Gruß Gerd

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