Tag 12: Risto – der volle Bericht Tag 10.

Zwei Mann Zelt ! Zwei Mann ??? Bilbo Beutlin und Frodo, die Hobbits hätten sich vielleicht zu zweit in mein zwei „Mann“ Zelt zwängen können. Oder ein Pygmäe und sein dreijähriges Kind.
Als ich alles, was über Nacht auf keinen Fall klamm werden durfte im Zelt verstaut hatte, sah der Bereich in dem ich noch Platz zum Schlafen hatte ungefähr so groß aus wie ein Geburtskanal. Und ich gehöre nicht zu den Menschen, die für ihre enorme Flexibilität und Gelenkigkeit bekannt sind. 1,88 m und 100 kg+. Eine Träne rann mir über die Wange, als ich realisierte, was mir bevorstand. Ich gebar mich unter Schmerzen in den Schlafsack. Als ich nach gefühlten 15 Minuten des Ziehens und Zerrens, Rüttelns und Schüttelns, Ächzens und Stöhnens, begleitet vom enorm aufmunternden “ was machst Du da eigentlich ?“ aus dem Nebenzelt, endlich verschnürt im Schlafsack lag, kam der absolute Horror des fleischhaltigen Campers im Minizelt: Wenn man den Gedanken zulässt hat man eigentlich schon verloren. “ Muss ich nochmal Pipi ?“ Da wünscht man sich einen Körper-Joker.

Sofortige Bewußtlosigkeit inklusive Reduzierung des Harndrangs auf Null.
Leider habe ich meinen schon bei den Bundesjugendspielen 1980 verbraucht, um mir die einzige Ehrenurkunde meiner Schullaufbahn zu erstrampeln. An der Schwelle zu den ersten Teeparties mit Knutschen war das sehr wichtig, da man sich ja als potentiell gesund den weiblichen Mitschülern als knutschkompatibel präsentieren konnte. Ausserdem, wenn man es dann nie wieder schaffte durfte man immer sagen „Hatte keinen Bock“ um den Rebellenfaktor auch noch zu steigern, aber ich schweife ab. Kein Körper-Joker. Die Details des raus, wieder rein und wieder raus erspare ich euch, aber ich bin mir sicher, daß Sauerstoffmangel im Biwak auf 8200 Metern höhe nicht das größte Problem ist.

Ich wünschte auch ich könnte euch sagen, daß ich morgens, befreit von jedem Rückenleiden, aus dem Zelt sprang und lachte, aber die Wahrheit ist eine Bestie. Ich plumpste und quoll hangabwärts aus dem Zelt, wie ein Pferdeapfel aus der dafür vorgesehenen Öffnung und sah aus wie Rocky nach 14 Runden Fratzengeballer von Apollo Creed. “ Schneid´mir die Augen auf Mickey !!“ Ich schwor einen heiligen Eid. Nie wieder zwänge ich mich in dieses Präservativ von Zelt, nie.

Jetzt aber auf die Straße und zwar schön langsam. Ingos Reifen wird es nicht bis nach Hause schaffen. Aber wir müssen bis Helsinki, da auf die Fähre rollen und Samstag früh in Travemünde Reifen abbauen und neue drauf. Bestellt sind sie schon. Die Dinger sind blank. Gespanne fressen ganz schön Gummi. Wenn einer der Reifen vor Helsinki den Geist aufgibt haben wir ein Problem im Apollo 13 – Ausmaß. Drückt die Daumen.

Wir passierten Rovaniemi am Napapiri, dem Polarkreis, -schon wiieeder-.
Was wir nicht wußten: Dort lebt der Weihnachtsmann. Riesenbuhei, Freizeitpark usw. An alle Väter. Dort anhalten ist ein Muß. Man kann dort eine Postkarte einwerfen, die erst zu Weihnachten verschickt wird. Wir freuen uns jetzt schon auf die Gesichter unserer Kinder, wenn zu Weihnachten Post vom Weihnachtsmann persönlich kommt. Vaterfreuden. In Oulu, nach 400 km hatte wir unser Etappenziel erreicht. Von wegen. Platz dicht. Wer im Mai durch Finnland fährt, der plane seine Unterkunft bewußt.

Wir einigten uns, die E4 weiter zu fahren bis Kempele, nix,Temmes, nix, Rantsila, nix. In Pulkkila standen wir zusammen, unsere Tanks wurden leer. “ Wir werden wohl wieder zelten müssen“ Ich wandte mich ab und machte den weinenden Stan Laurel. Ich bettelte alle an. “ Bitte, bitte
nur noch bis Kärsämäki“ Na gut dann.

Ich betete. An der Neste – Tankstelle in Kärsämäki tanken. „Campingplatz ?“ “ Noch zu !! “ Oh Gott, oh gottogott. “ Um die Ecke ist ein Motel, versucht doch da euer Glück !“ Risto vom Textiilitalo-Motel öffnete. „Room for five ?“ „No Sorry “ war sein Reflex. Vielleicht sah er erst dann, daß wir Motorradfahrer waren. „Wartet mal, ich hab noch ein Einzel- und ein Doppelzimmer, aber noch zwei Reisebetten, kommt rein“ Wir bauten eine halbe Stunde sein Motel um,
bis wir fünf Betten in zwei Zimmern hatten. Das Motel ist voll von Motorradbildern und Risto selbst begeisterter Classic Biker. Zahnarzt, das Motel sein Hobby. Wir tranken noch ein Bier und quatschten und dankten ihm dabei auf Knien. Ohne Mopped wär das nichts geworden.
Das Motel ist supersauber, klasse Duschen und wirklich nette Zimmer. Ein absoluter Tipp. Lasst euch nicht von der Lagerhallenoptik abschrecken.

Als ich neben Robert im Bett lag, ich meine Bett, bezogen und so ließ ich meinen Gefühlen freien Lauf. Diesmal weinte ich Tränen der Freude, ein Bett. Ich wischte mir die Augen trocken, kuschelte mich ein und schloß glücklich die Augen. In diesem Moment begann Robert zu schnarchen.

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P.S. Wer unser Gästebuch liest, wird bemerkt haben, daß die liebe Melanie, dem lieben Ingo auf unserer Website einen wunderbaren Heiratsantrag gemacht hat. Hiermit verkünden wir mit Freuden, daß Ingo voller Stolz und Freude „ja“ gesagt hat. Heute trinken wir wohl ausnahmsweis ein Bier. Robert ist bereits im Wald, um sich eine Wandergitarre zu bauen und wir anderen haben bereits unsere Blöckflöten hervorgeholt um heute abend zur Feier des Tages für die beiden „Freude schöner Götterfunke“ in der D-Moll Version der Zeugen Jehovas Abteilung Castrop-Rauxel zu intonieren. Mit den Worten unseres mächtigen Bürgermeisters – tschuldigung, was vergessen – Mit den Worten unseres, der deutschen Sprache nur bedingt mächtigen Bürgermeisters:

“ Den Jubelpaar an ihren Jubeltach ein dreifaches VIVAT! VIVAT!ViVAT! Alles gute von den anderen Griffheizern. „

Tag 11: Wir duerfen nur kurz ran.

Leider haben wir am letzten Tag vor der Fähre keinen Campingplatz mit WLAN gefunden. Die Chefin dieses Campingplatzes lässt uns nur kurz an Ihren Computer. Wir werden die turbulenten Ereignisse der letzten zwei Tage spätestens Morgen Abend auf der Fähre einstellen.

Wir wollen nicht zu viel versprechen, aber versprecht Euch viel. Wunderbare Ereignisse werfen Ihre Schatten voraus (Gästebuch Leser ahnen etwas)
So langweilig die Strassen in Finnland sind, so schön war das Wetter und so spektakulär die Ereignisse.

Wie ueberleben alte Männer eine Zelt-Nacht? Wo wohnt der Nikolaus? Wie oft ist es in Finnland 24 Grad? Werden Kate & William in den Schatten gestellt? und was hat das ganze mit Angela Merkels Sexleben und „Live is Live“ von Opus zu tun? Wir freuen uns, Euch Morgen Bericht erstatten zu können. Frau Campingplatz guckt schon ganz böse.. wir muessen raus. Finnische Tastaturen haben uebrigens kein „ü“.

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Tag 10: Risto, der Zahnarzt, der uns rettete. 530 KM

Ingos Reifen schaffts vielleicht nicht mehr bis nach Helsinki – wir haben heute den Nikolaus am Polarkreis getroffen – nach 400 km wollten wir Schluß machen, es wurden 530 KM und wir waren nervlich fast am Ende.

Wie ein Zahnarzt uns rettete und warum die Liebe auch Männer in Finnland umhaut, lest in unserem Bericht von Morgen. 00:55 Uhr finnischer Zeit. wir sind platt. P.S. Zu großen Teilen auch dank der tollen Resonanz von euch, lieben wir jede Sekunde dieser Tour.

Bis Morgen.gap

Tag 9: Inari – Sodankylä. 254 KM. Ohjemine.

Ich sitze hier 25 km südlich von Sodankylä am See und schreibe. Ortszeit 21:55 Uhr. Hinter mir stehen unsere Zelte ein Stück weiter hoch Markus Yamaha. Ohne Tank, Verkleidung und mit zerlegtem Vergaser . Mitten in der Pampa, ääh Lappland. Was war geschehen ?

Der Tag fing bereits mit einer Reparatur an. Ingos Schalthebel funktionierte nicht mehr richtig, da hat er in kurz zum Reinigen auseinander genommen. Leider ist dabei der Motorblock ein paar Zentimeter abgesackt. 2 Stunden, ein verschlissenes Ratschenband, einem Hebel mit gefundenen Brettern und ca. 90 Flüchen später saß alles wieder am richtigen Platz.

Dann gabs wieder mal unser Frühstück um 13:00 Uhr. Die Burger hier in Finnland sind übrigens mindestens genau so gut wie die Norwegischen und die waren schon Klasse. Hier ist alles allerdings eine Ecke günstiger. Ein Burgermenu mit Fritten und Cola kostet 7,50 €. Das empfindet man nach Norwegen geradezu als Spottpreis.

14:00 Uhr kamen wir erst auf die Straße.
-Im Hintergrund springt übrigens gerade die Ténéré an und alle jubeln, ich auch. 22:15 Uhr jetzt nur noch schnell zusammenbauen-

Wo war ich, ach ja !
Um ca. 16:30 Uhr, hatte ich schon erwähnt, daß der Finne gerne gerade Straßen baut, fiel Markus ein Zylinder aus. Parkplatz, Kühler ab Zündkerze raus.Raus ? Nö ! Aufgrund eines kleinen Kommunikationsproblems hatten wir nicht den richtigen Zündkerzenschlüssel für die einzige Yamaha. Was tun ? Zur nächsten Tanke fahren einen besorgen. Navi aktiviert. Och, sind ja nur 40 km.
Wer fährt ? André, der kann am besten Englisch und ist hier beim Schrauben sowieso über wie Stevie Wonder bei den Montagsmalern. Ich hätte es nicht geglaubt, aber man kann sich gleichzeitig degradiert über den Tisch gezogen und geschmeichelt fühlen.

Ich also los. 80 km für einen Zündkerzenschlüssel. Hier verschieben sich echt die Maßstäbe. Als ich wieder da war konnten wir auch Ruckzuck die Zündkerze als Fehlerquelle aussschließen. Tärää ein Tusch.
Plan: zum Campingplatz Vergaser auseinander bauen. Soll schon auf einem Pott gehen. Und sind ja nur 40 km. Campingplatz war aber voll, viele Monteure. Die ersten hysterischen Lacher. 25 km weg ist noch einer. Pustekuchen, da war mal einer, ein Geistercampingplatz mitten im Nichts, aber schön am See. Jetzt reichte es. Zelte raus und los. Das war um 20:30 Uhr.

Die Fehlerquelle war, daß sich die Leerlaufdüse im Vergaser losgerappelt hatte und der Vergaser dadurch vollief. Immer schön jemanden dabei zu haben, der sich so gut mit sowas auskennt wie Ingo.

Na ja ich kann Englisch, das reicht immerhin für Botenfahrten….grins.
Jetzt wird heute wild gecampt. Der zweite Tag ohne WLAN. Aber wir hoffen auf Morgen. Schön ist es hier, aber langsam arschkalt. Mal gucken ob wir Feuer machen können….grunz.

Bis Morgen.gap

P.S. Nebenbei hat sich Ingo noch bei der Zeltplatzsuche festgefahren, Markus Laune war zwischendurch auf dem absoluten Tiefpunkt und Brathering aus der Büchse schmeckt wie eine Mischung aus Schlag in die Fresse und Yak-anus. Was haben wir doch teilweise für einen Mist als Verpflegung gekauft. Gott sei Dank gibts Morgen wieder Frühstücksburger.

Tag 8: Nordkap – Inarisee. 392 KM.

Seit heute fahren wir der Sonne entgegen, also Richtung Heimat. Es begann im Regen. Michael, unser A4-Klamotten-Verweigerer musste daher seine Regenkombi überpellen. Da sind wir wieder bei Murphys Gesetz. Wir waren kaum losgefahren hörte er auf und kam auch nicht wieder. Bis 16:15 h konnten wir Michael überreden sein Kondömchen anzulassen, von wegen schlafende Hunde wecken. Dann hatte er aber auch die Nase voll, im strahlenden Sonnenschein mit Gummiüberzug zu fahren. Die 20.000 Rentiere auf den ersten 100 km waren immer noch da.Diesmal allerdings mit Seitenscheitel. Wind fehlte uns auch noch als Wetterkapriole. Schräglage beim Geradeausfahren.
Wenn einen da der Pustemann im falschen Moment erwischt, dann wird man im wahrsten Sinne des Wortes in Stein gemeißelt. Ab Olderfjord wurde es aber besser.

Wer hierher fährt sollte übrigens beachten, daß der Norweger den Sonntag ehrt, auch der Tankwart. Unser Reservekanister war heute Gold wert. Ging aber gerade nochmal gut. Worüber wir noch garnicht geschrieben haben, was aber auf keinen Fall unerwähnt bleiben darf ist die nicht vorhandene Nacht. Es ist hier oben tatsächlich 24 Stunden am Tag hell. Vor zwei Tagen am Altafjord habe ich draußen im Schlafsack geschlafen ( Schön
das ich das unterbringen kann 🙂 ) und konnte um 03:00 Uhr den Sonnenaufgang filmen, was aber nicht heißt, daß es vorher Dunkel war, bestenfalls leicht dämmrig. Absolut faszinierend. Darüber, das es hier allerdings auch seeehhhrrr lange stockfinster ist, denke ich besser nicht nach.

Um 16:30 Uhr haben wir die Grenze nach Finnland passiert und machten sofort folgende Feststellung: Der Finne an sich baut seine Straßen gerne geradeaus. Endlos. Wenn wir unsere Notdurft
verrichten, können wir die Stelle an der wir wieder müssen von da aus schon sehen ( Wild Hogs ). Fahrtechnisch eher so Mittelsuper.
Oder anders ausgedrückt: Mit einem Tele-Tack und zehn Stück Zucker kann man jedem Brüllaffen in zehn Minuten beibringen hier Motorrad zu fahren. Jetzt haben wir allerdings Brüllaffen nicht
in ausreichender Menge vorrätig und fahren daher weiter selbst.
Als Schuldiger für die fehlenden Primaten wurde ich identifiziert. Schließlich sei ich derjenige, der unnützes Zeug durch die Gegend fährt, wie zum Beispiel Euros durch Norwegen. Danke. Wer den Schaden hat…..
.
Es ist jetzt halb neun und wir sitzen am Inarisee. Da wir in Finnland sind gehen wir gleich natürlich in die Sauna. “ Wollen sie 100 oder 110 Grad ?“ Schluck !! So kriegen wir auch unseren Extremsport.

Ach ja, das schlimmste zum Schluß. Unsere Biervorräte gehen zu Ende. Gott steh´uns bei. gap.

P.S.Ingo und Michael haben am Nordkap gezeltet. Wir anderen ärgern uns heute schon, daß wir eine Hütte vorgezogen haben. Eine Zeltnacht am Kap bei Schneeregen macht sich ganz gut, wenn man mit 85 seinen Urenkel auf dem Schoß hat und von früher erzählt.

Tag 7: Nordkap.

Als Christoph Columbus lossegeln wollte, um einen Seeweg nach Indien zu finden, hat er vermutlich vorher seine Frau gefragt, ob das o.k.sei, er würd sich so freuen, und wäre ja auch wichtig. Und wenn Consuela, oder wie immer sie hieß in gefragt hätte ob er noch alle hat, das käme
nicht in Frage, dann würden die Indianer vielleicht heute noch in Glück und Frieden leben. “ Wenn die Königin bezahlt, dann fahr doch in Gottes Namen“ war aber wohl ihre Antwort und zack war Amerika entdeckt*.

Nicht das wir irgendwas entdeckt hätten, aber dank unserer Familien, und besonders Frauen, die gesagt haben “ Ja, gut dann geht nach draussen spielen, aber macht euch ncht so dreckig“ sind wir heute nach 2930 km Motorrad plus 850 km Fähre am 71. Breitengrad angekommen.

Nordkap. Ein ausdrücklicher Dank an unsere Mädels, die uns das nicht nur möglich gemacht haben, sondern uns auch noch unterstützen. 344 Tage im Jahr ist am Nordkap Mistwetter. An 20 Tagen scheint die Sonne. So schlecht der gestrige Tag war, so gut war der heutige wieder. Wir haben einen der 20 Tage erwischt.

Unmittelbar vorm Kap fährt man ca. 120 km Küstenstrasse, den einzigen weg hoch. Nach 8km Küstenstraße 10 Rentiere – RENTIERE – Notbremsung, Fotoapparat, Videos, RENTIERE, wow. Wir konnten noch nicht ahnen, daß alle Norweger ihre Rentiere an genau dieser Straße abstellen. In den kommenden 60 Minuten sahen wir ca. 25000 von diesen Viechern. Aber die ersten zehn haben wir abgelichtet wie eine Horde Papparazzi Britney Spears beim Nacktbaden.

Eine landschaftlich wunderbare Strecke und immer die Schilder – Nordkap 89 km – 67 km – Nordkaptunnel – 45 km – Honningsvak – 20 km – 13 km. Die letzten Kilometer fährt man eine Paßstrasse hinauf
und der Wind fegte uns fast vom Motorrad. Der Himmel zog sich immer mehr zu. Die Sonne verkroch sich immer mehr hinter den Wolken. Um 15:40 Uhr fuhren wir auf den Platz des Nordkapcenters und waren völlig allein.
Kein Mensch da. Von wegen Touristenmassen, kein Mensch. Wir fuhren am Gebäude vorbei und sahen den Globus. Wir hielten an den Absperrsteinen, die einem klar machen, daß man ab dort zu Fuß zu gehen hat. Wir sahen uns an. Dann legten wir den ersten Gang wieder ein und fuhren mit den Böcken bis zum Nordkappglobus und die Sonne suchte sich die letzte Lücke, um uns unser Jubelfoto zu verschönern.

Jetzt sitzen wir 20 km entfernt, auf dem Nordkapcampinplatz.
Inzwischen ein normaler Tag. Schneeregen. Wir sind immernoch Couchpotatoes. Wir besteigen inzwischen die Moppeds wie Faultiere mit Hüftschaden, haben zwei ABC – Pflaster,einige Ibuprofen und diverse andere Schmerzstiller verbraucht. Unsere Hintern sind so rot, daß jeder Mandrill-Pavian vor Neid erblassen würde. Aber vor 5 Stunden haben wir unser Motorrad am nördlichsten Punkt Europas geparkt.

Wir haben es echt gemacht. Glückliche Männer.gap

P.S. An unsere Frauen: Danke und sorry, wir haben uns dreckig gemacht.
* Wer sich mokiert hat, daß nicht Columbus, sondern die Wikinger oder gar die Polynesier Amerika entdeckt haben, darf sich mit Fug und Recht Klugscheißer nennen. Und das ist als Kompliment gemeint…. 🙂

Tag 6: Die letzte Etappe vor dem Kap. Sonne, Schnee und Regen.

Eine kleine Lektion in Sachen Demut. Wir Hatten uns schon sehr daran gewöhnt, daß alles glatt läuft und wir jeden Abend mit Sonnenbrille am Fjord sitzen.

Heute wurden wir vom lieben Gott eines Besseren belehrt. Alles ging gut los. Wecker 05:30 Uhr, strahlender Sonnenschein. Fähre um 08:00 Uhr erwischt, um 09:00 Uhr hatte uns das Festland wieder.
Um ca. 10:30 Uhr kam die Bodenwelle, die Ingo den Reservekanister vom Seitenwagen gerissen hat. Unsere erste Panne. Kein Problem. Sofort in einer Bergabppassage angehalten, Werkzeug raus und los. Bald war alles fast erledigt und ich hatte Zeit, mein Gepäck zu prüfen. Biker schütteln schon jetzt den Kopf.
Ein Fehler, der selbst Anfängern die Schamesröte ins Gesicht treibt. Ich schüttel an der Karre, und die geht über den Seitenständer nach unten ab. Krawummm, da lag meine alte GummiKuh auf der Seite. Gott habe meinen linken Blinker seelig. Alle außer mir hatten ein Lachen auf den Lippen, als wir die Kiste wieder hochgewuchtet haben. Klebeband dran, fertig.

Weiter ging´s, fast. Alle saßen auf den Kisten und starteten, da sagte Markus Yamaha beim Anlassen nur CCCHHHHRRR. Licht angelassen. Kein Problem ging ja bergab. Markus lässt rollen
und erwischt dabei mit dem Koffer Michael. Krawummm liegt die zweite Karre auf der Seite. Das sind übrigens keine Scherze, um den Unterhaltungswert hochzuhalten, und es geht noch weiter.

Der Weg bis zum Mittag war gesäumt von Sonne. Dann kamen die Berge und mit ihnen der Regen. Kein Problem, damit hatten wir gerechnet. Wir waren auch so schlau, die Route möglichst
Mautfrei zu halten und sind daher an einer Stelle 40 km links statt rechts vom Fjord gefahren, um dann Die Fähre zu nehmen. Diese sahen wir dann auch wegfahren und warteten 105 Minuten im
Regen auf die nächste.

Um 16:45 Uhr hatten wir dann also noch 200 km vor der Brust, um
einigermaßen unser Ziel zu erreichen. Ging auch gut, wir hatten uns ja an den Regen gewöhnt. Dann fuhren wir in den Bergen hoch und aus Regen wurde Schnee, und aus 4° Plus wurden 2° Minus.
Unbekannte , feuchte Strecke, Schneefall. Das Gegenteil von „Besser geht´s nicht“.
Das der von uns geplante Campingplatz geschlossen war, muß ich wohl nicht erwähnen. Sch…ade.

Jetzt wirds aber besser.
Auf dem Campingplatz, der uns jetzt Obdach gibt war auch kein Mensch. Nur ein Zettel an der Rezeption: “ In den Hütten 1,2 und 3 steckt der Schlüssel. Willkommen. 400 Kronen pro Hütte
steckt bitte in den Briefkasten. Danke“ Regen, Eis, Schnee, aber offenbar absolut heile Welt. Der alte Mann da oben hat uns heute
scheinbar genug leiden sehen. Mit Bengt aus Alta haben wir außerdem noch eine sehr nette Bekanntschaft gemacht.

Morgen geht´s zum Kap.gap.

Tag 5: Lofoten – Tour. Kaiserwetter Teil III.

Wir hatten einen Reservetag für Pannen oder andere unerwartete Begebenheiten eingeplant. Den Haben wir heute auf den Kopf gehauen.

Da wieder Spitzenwetter war, haben wir uns spontan entschlossen, heute eine Tour über die Lofoten zu machen. Das hat sich auf jeden Fall gelohnt. Bombastisch. Eine Mischung aus Auenland und Grizzly Adams. Jeder, der eine Tour zum Nordkap plant, sollte die Lofoten mitnehmen. Norwegen zum Quadrat.

Schön waren auch die Vier, ja vier Fährüberfahrten. Endlich Zeit in Ruhe die Landschaft aufzusaugen Und an Deck Sonne zu tanken. Fähren sind hier übrigens vergleichsweise günstig. Zwischen 5 und 12 Euro bei 25 – 70 Minuten.

Eigentlich wollten wir heute noch wieder zum Festland rüber, aber die Fähre fuhr erst um 20:30 Uhr, fanden wir zu spät. Jetzt sitzen wir quasi auf den Lofoten fest. Auch irgendwie geil. In Harstadt haben wir einen sehr schönen Campingplatz mit Fjordblick gefunden gerade versinkt die Sonne gaaanz langsam hinter den Bergen. Ab Morgen versuchen wir den Tag wieder reinzuholen und trotzdem Samstag am Kap zu sein. Wir haben uns aber vorgenommen, dann dort zu übernachten.

Mögen die Wettergötter uns weiterhin gnädig sein. P.S. Wir haben vor, einen Youtubekanal ( Griffheizer ) zur Tour zu machen und ein Komplettalbum von hier zu verlinken, Danke für Euer großes Interesse.

P.S. II : Wenn wir uns mal einen Tag nicht melden, gibts kein WLan, sorry. Wir holen es dann aber umgehend nach.

gap

Tag 4: Mosjøen – Hamarøy. 411 KM. Leichter Schnee und Regen.

Leider einen Tag zu spät, da kein Wlan in Hamaroy hatten…aber jetzt.
66°33″ Polarkreis. Heute haben wir ihn überquert. Eingefleischten Globetrottern dürfte das nur ein müdes Lächeln abringen. Jetzt muss man aber wissen, daß bis jetzt unser Motorradhorizont im Sauerland endete.

Wir kamen uns heute also schon ziemlich Klasse vor. Der erste fette Eckpunkt.
Das Wetter wird jetzt allerdings so, wie wir es erwartet haben. Erst leichter Schneefall, in der letzten Stunde Regen, das ganze bei knapp über 0 Grad. Strandurlaub sieht anders aus. Auffällig sind auch die vielen engen, dunklen und stickigen Tunnel. der längste heute 8,6 km lang. Wenn man da am trophobischen Klaus leidet, zieht man nach einem Kilometer ein Gesicht wie der weinende Stan Laurel nach einer Kopfnuss von Oliver Hardy. Hier bietet sich außerdem ein Helm mit Sonnenblende an. Mit Sonnenbrille ist es teils zu dunkel,
ohne gerade nach Tunnelausfahrten teils zu hell.

Ach ja, und dann brauchte ich heute noch Geld. In Fauske gabs auch die einzige Bank im Umkreis von 80 KM. Als ich da allerdings mit meinen Euros reinmarschiert bin, schaute mich die hippe Assistent-Bank-Managerin an als würde ich ihr eine Ziege oder Glasperlen zum Tausch anbieten. „Norwegischen Banken tauschen üblicherweise kein Geld“ scholt sie mich leicht amüsiert. Aha. Ist ja auch eine absurde Idee in einer Bank Geld tauschen zu wollen. Da kann man ja gleich beim Metzger ein Kotelett bestellen. New Economy,oder wie? Kongolesische Hedgefondszertifikate hätte ich da wahrscheinlich ruckzuck zu Piepen machen können, aber Euro ? Ach wo ! Maestro – Card ging Gott sei Dank.
Jetzt hab ich nur leider meinen Käptn Sharky Brustbeutel voll mit Euros, die mir genau so wenig nützen wie Juckpulver im Genitalbereich. Visa oder Mastercard mit Pin sind deutlich besser. Das akzeptiert hier jede Klofrau. Dank meiner Kumpels werde ich hoffentlich nicht verhungern.

Noch drei Tage bis zum Kap. Das könnte noch frisch werden, und naß.

Bis morgen.gap

Tag 3: Soknedal – Mosjøen. 455 KM. Kaiserwetter Teil II.

Um 07:00 Uhr sollte der Wecker schellen. Musste er aber nicht. Um 06:30 Uhr waren wir alle wach. Das hatten wir zum letzten Mal Weihnachten 1978. Die pure Vorfreude.

Bis wir unterwegs waren, wars dann doch halb neun, Kaffee trinken und packen zieht sich etwas. Wir hatten auch sofort eine Spitzenidee. erstmal 100 KM machen, dann frühstücken.
Wer Murphys Gesetz kennt, weiß wie lange es gedauert hat, bis wir was zu beißen hatten. Nur als Tipp: Markus hatte Cheeseburger mit Pommes. Junge hatten wir nach 180 km Schmacht.

Die Temperatur ist auf 4 – 6 grad gesunken, aber immer noch strahlende Sonne. Jetzt sind überall vereiste Seen zu entdecken und überall ( neben der Straße ) liegt Schnee. Witzig ist, daß beim Fahren alles muckelig warm ist, aber in den Pausen, ohne Helm und Handschuhe wirds doch zugig. Unsere Klamotten von A4 sind offenbar noch lange nicht an ihren Grenzen. Nur Michael, der der A4 – Verweigerer trägt schon mehr als ein T-Shirt drunter.hehe.

Zwischen km 300 und 400 hab ich mir mal den Kopfhörer mit ein paar mp3 unter den Helm gesteckt. Ich muss sagen, im Sonnenschein an schneebedeckten Bergen und Fjorden vorbei zu fahren, langgezogene links – rechts Kurven durch wilde Flußtäler zu nehmen und dabei „Brown Sugar“ von ZZ Top oder „it Stoned me“ von Van Morrisson zu hören ist absolut artgerechte Haltung für Motorradfahrer. Besser gehts nicht.

Es ist jetzt 21:10 Uhr taghell, Blick ins verschneite Gebirge. Wir sitzen ums Feuer grillen Wurst und trinken Bier. Und wir haben die ersten neuen Geschichten zu
erzählen. Geil.

Morgen überqueren wir den Polarkreis.gap