Wir wurden letzte Nacht von hochgewachsenen Platanenbäume geschützt. Der kräftige, warme Wind kam mir vor als wären wir nahe dem Meer und das andauernde Rascheln der Blätter über Nacht wirkte beruhigend auf mich.
Wir kommen zeitig los, um vor der erwarteten Hitze ab mittags ein gutes Stück weiter zu kommen. Nachts kühlt es sich angenehm ab, tagsüber erreichen die Temperaturen im Südwesten dieses Jahr bereits Anfang Juni über 35 Grad.
Es sind knapp 400 km bis Tarifa, die wir heute zügig erreichen. Die zu fahrende Strecke ist unspektakulär und ab Sevilla fahren wir Autobahn, die wir erst kurz vor dem Ziel, verlassen. Bis Sevilla fahren wir Landstraße, die parallel zur Autobahn nach Sevilla liegt.
Wir sind in den Modus gewechselt öfter kürzere Pausen zu machen – ideal bei der Hitze.
Wir fahren am westlichen Rand auf Landstraßen an Sevilla, der Hauptstadt Andalusiens, vorbei und dann geht’s auf die Autobahn – wir wollen bei der Hitze raus aus unseren Motorradklamotten!
Seit Stunden blicken wir auf Olivenplantagen, geordnet und ausgerichtet wie der Lageplan in Städten. Einem Olivenfeld ähnelt dem anderen. Für mich sehen alle Olivenbäume gleich aus, aber das sind sie nicht. Spanien hat ungefähr 250 verschiedene Sorten an Olivenbäume und ist der größte Olivenöl Exporteur weltweit.
Ziel ist der Campingplatz “Camping Rio Jara” in Tarifa, der ca. fünf Kilometer vom Stadtkern entfernt ist. Wir bleiben für drei Nächte – eine Pause am südlichsten Zipfel Europas. 3000 km sind wir bereits gefahren und wir nehmen uns noch mehr als die doppelte Entfernung vor.
“Camping Rio Jara” ist ganz klar ein Platz für Surfer, Reisende und Aussteiger – herrliche Eindrücke.
Am Ankunftstag gehen wir es ruhig an und genießen den späten Nachmittag in der Sonne – befreit von der schwitzigen und warmen Motorradbekleidung.
Der Campingplatz liegt westlich von Tarifa und wenn Tarifa die Trennung zwischen Atlantik und Mittelmeer darstellt, springen wir heute in den Atlantik. Der an dem Campingplatz gelegene Strand ist weitläufig und die Natur gewaltig, der Blick ist aufs Meer gerichtet oder auf die Berge – einfach Geil!
Am ersten Abend bleiben wir auf dem Gelände des Campingplatzes. Eine Gastronom versorgt uns mit Essen, Bier und später probieren wir den leckeren, süffigen, spanischen Sangria mit viel Eis.
In der Nacht werden wir vom aufkommenden Sturm wach – ja, ein Sturm. Ich kann nicht mehr schlafen und denke immer wieder… “Gleich fällt ein umliegender Baum um oder wir werden von einer Sturmflut weggerissen”. Nichts passiert, aber der Sturm bleibt – hallo! – wir sind hier im Surferparadies Tarifa – irgendwie logisch, dass hier kräftige Winde wehen!
Der extreme Wind bleibt – am nächsten Morgen fühlt es sich mit dem Wind so anders an. Wir sehen die nächsten zwei Tag auch nur einen einzigen Kitesurfer und ich meine, dass der Wind zu stark anstatt eine gute Bedingung für’s Kite- und Windsurfen ist – so meine laienhafte Einschätzung
Morgens fahren wir in die Innenstadt von Tarifa. Eine typische spanische Stadt mit einem historischen Stadtkern und kleinen verwinkelten Gassen.
Der Stadtstrand führt zur Mini Insel Tarifa, der aller südlichste Punkt. Leider ist der Zugang zur Insel gesperrt.
Zum späten Nachmittag auf dem Campingplatz zurück, laden wir neu eingetroffene Motorradfahrer, die unsere Camping Nachbarn sind, zu einem Bier ein und verbringen einen netten Nachmittag und Abend mit alten und neuen Geschichten.